Seit letzter Woche steht in Sigigen und auf dem Ruswilerberg eine sogenannte Mitfahrbank. Wer darauf Platz nimmt, signalisiert Autofahrern den Mitfahrwunsch. In Menznau stehen die Bänke schon seit letztem Jahr – bald kommen neue dazu.
Die auffälligen Holzbänke mit Dach sollen dazu beitragen, die beiden Gebiete auch ohne eigenes Auto besser zu erschliessen. Die Gemeinde Ruswil hat sie zusammen mit der Agentur Umsicht aufgestellt. Die Idee dahinter erklärt der Ruswiler Gemeinderat Werner Koch. Wer sich auf eine solche Bank setze, gebe den vorbeifahrenden Autos zu verstehen, dass er mitgenommen werden möchte. Wer den Sitzenden einen Mitfahrdienst offerieren will, hält an und vereinbart, wohin es genau gehen soll. Eine Bezahlung ist für den Service nicht vorgesehen. Im Grunde also wie Autostopp, einfach, ohne dass der Daumen in die Höhe gereckt werden muss. Für wen ist das Angebot gedacht? Grundsätzlich solle es die ganze Bevölkerung nutzen, so Werner Koch. Mit einer Einschränkung: Kinder dürfen nur in Begleitung von Erwachsenen mitfahren.

Die Bank auf dem Ruswilerberg sei eher gedacht für Personen in der Freizeit – müde Wanderer oder Spaziergänger, die bewusst zu Fuss hochlaufen und für den Rückweg auf eine Mitfahrt hoffen. In Sigigen könne es durchaus sein, dass jemand mit diesem Angebot ins Dorf fahre zum Einkaufen und sich dann für den Rückweg andersweitig organisiere. Denn: an beiden Standorten ist nur eine Richtung abgedeckt. Wer vom Dorf Ruswil hochfahren will nach Sigigen oder auf den Ruswilerberg, muss entweder konventionell Autostöppeln oder sich sonst eine Mitfahrgelegenheit suchen.
Umwelt schonen und sozialer Gedanke
Werner Koch sagt, man wolle mit den beiden Standorten die Akzeptanz des Mobilitätsangebots testen. Es sei nicht ausgeschlossen, dass später zusätzliche Bänke aufgestellt würden. Ortsteile wie Buholz sind nicht an den ÖV angeschlossen, Werthenstein nicht in Richtung Ruswil. Ein Ausbau des Systems sei deshalb denkbar. Mit dem Angebot wolle die Gemeinde offen sein für neue Ideen in der Mobilität, so Koch. Bei Autofahrerinnen und -fahrern solle damit ein Umdenken stattfinden. Denn wer in seinem Auto noch Platz habe und jemanden mitnehme, helfe mit einer Fahrtgemeinschaft der Umwelt. Zudem sei es auch ein sozialer Gedanke: «Daraus können spannende Kontakte entstehen.» Und noch etwas ist dem Gemeinderat wichtig: «Beide Bänke stehen an toller Lage. Es ist nicht verboten, sich dort hinzusetzen und einfach die Aussicht zu geniessen!»

Idee ursprünglich aus Deutschland
Die Idee der Mitfahrbänke stammt ursprünglich aus Deutschland. Aber auch in der Schweiz ist das Angebot mittlerweile recht verbreitet. Es gibt solche Bänkli beispielsweise im Thurgau, im Toggenburg, im Glarnerland oder in Graubünden. Und auch in der Zentralschweiz gibt es mehrere Standorte (siehe Box). Verantwortlich für die Umsetzung in der Region ist die Luzerner Agentur Umsicht, unterstützt wird das Projekt «Stop and Ride» von der Albert Koechlin Stiftung. Mit dem Angebot sollen Gebiete, die schlecht oder gar nicht an den öffentlichen Verkehr angeschlossen sind, besser erschlossen werden. Projektleiterin Lena Ingold von der Agentur Umsicht erklärt, dass Menschen, die auf ein Auto verzichten wollen oder nicht mehr Autofahren können, in ihrer Mobilität eingeschränkt seien. Und gleichzeitig würden genügend Leute mit dem Auto zu diesen Ausflugszielen oder Weilern fahren, die noch freie Plätze im Auto hätten. Die Mitfahrbank soll diese beiden Nutzergruppen verknüpfen.

Warum dafür nicht einfach «Autostöppeln»? Natürlich sei dies auch möglich. Doch das System mit der Mitfahrbank habe einen offiziellen Charakter, biete bei Sonne und Regen einen Unterstand und habe einen Wiedererkennungswert, da die Bank überall gleich aussehe. Es soll somit eine niederschwellige Möglichkeit sein, eine Mitfahrgelegenheit zu finden, so Lena Ingold.
Seit letztem Jahr in Menznau
In Menznau stehen schon seit Frühling 2024 zwei Mitfahrbänke, an der Bahnhofstrasse und in Geiss. Gemeinderätin Marianne Fölmli sagt auf Anfrage, sie habe das System beim Bahnhof selber schon getestet und nach wenigen Minuten eine Mitfahrgelegenheit gefunden. Und als Autofahrerin nehme sie manchmal Wanderer von Geiss nach Menznau mit. Eine Aussage, wie oft die Bänke genutzt würden, sei jedoch schwierig. Trotzdem ist sie überzeugt vom Potential der Idee. Darum soll das Angebot noch in diesem Sommer erweitert werden. So soll je eine Bank in Menznau Richtung Menzberg und im Dorf Menzberg aufgestellt werden, um das Gebiet für Ausflügler und Einheimische besser zu erschliessen.
Angebot muss zuerst bekannt werden
In Ruswil startet das Angebot nun eben erst. 1000 Franken plus Montagekosten bezahlt die Gemeinde Ruswil pro Bank. Dabei inkludiert ist auch die Unterstützung in der Kommunikation. Projektleiterin Lena Ingold sagt dazu: «Um das Angebot bekannt zu machen, müssen Gemeinden aktiv sein auf all ihren Kommunikationskanälen.» Denn nur wenn Autofahrende Bescheid wissen über die spezielle Bank, würden Sie auch anhalten. Dem sei man sich in Ruswil bewusst, sagt Gemeinderat Werner Koch. Die konkreten Massnahmen seien noch nicht geplant. Doch es werde Anlaufzeit brauchen, bis das System in der Bevölkerung bekannt sei. Eine Messung, wie oft die neuen Sitzgelegenheiten zum Mitfahren genutzt werden, sei schwierig, so Koch. Hier sei man auf die Rückmeldungen aus der Bevölkerung angewiesen.