Der Restaurant-Name «Rössli» in Hellbühl hat bald ausgedient. Ein anderer Name und ein neues Konzept sollen dem momentan geschlossenen Betrieb frischen Wind verleihen. Ein Pächter ist noch nicht gefunden, Besitzer Mentor Gergoci gibt sich jedoch zuversichtlich.
Das Baugesuch auf der Website der Gemeinde Neuenkirch lässt aufhorchen. Es geht um die Liegenschaft des Restaurants Rössli, geplant ist ein «Ersatz und Ergänzung der Fassaden-Reklamen». Wer die Planunterlagen studiert, sieht die damit verbundene Umbenennung des Restaurants. In Zukunft soll das Gasthaus unter dem Namen «Berg & Berg» auftreten. Besitzer Mentor Gergoci bestätigt auf Anfrage den geplanten Wechsel: «Mit dem Namen wollen wir frischen Wind bringen und ein neues Konzept verwirklichen. Mit den mehrmaligen Pächter-Wechseln in den letzten Jahren ist der Name «Rössli» mittlerweile negativ besetzt. Das wollen wir beim Neustart ändern.» Mit dem Namenswechsel will er auch ein anderes Gastro-Konzept umsetzen, wie die Visualisierung im Baugesuch zeigt: Ein grosses Plakat am Saal deutet auf Gastronomie im Hofbräuhaus-Stil hin. «Es ist nur eine Visualisierung für die Baubewilligung. Ob genau das Bild gewählt wird, ist noch offen », so Gergoci. Das Konzept wird damit aber angedeutet: «Das neue Restaurant Berg & Berg soll währschafte, bodenständige Küche anbieten und genügend grosse Portionen. Am liebsten wäre mir, wenn in Dirndl und Lederhosen serviert wird».

Pächter soll bald gefunden sein
Mit diesen Vorgaben wird zurzeit ein neuer Pächter gesucht. Dieser ist noch nicht gefunden. Mentor Gergoci gibt sich jedoch zuversichtlich: «Es gab schon verschiedenste Interessenten und Gespräche. Es muss aber passen, deshalb ist bis jetzt noch nichts spruchreif. Wir suchen jemanden, der unsere Vorstellungen gastronomisch umsetzt.» Eine Wiedereröffnung per 1. Mai 2022 hält er für realistisch.
Synergien mit Betrieb in Kerns
Der neue Name «Berg & Berg» existiert bereits einmal. In Kerns betreibt Gergoci neu das frühere Restaurant Krone ebenfalls unter dieser Bezeichnung. Und er sieht viele Parallelen der beiden Betriebe: «In Hellbühl wie auch in Kerns ist mit dem Restaurant ein grosser Saal verbunden, der von Vereinen genutzt wird. Und es sind Häuser mit langer Tradition.» Diese wolle er auch zukünftig erhalten, nur eben unter neuem Namen und Erscheinungsbild. So sind im Restaurant und den Zimmern kleine Anpassungen geplant, beibehalten werden soll der rustikale Stil mit viel Holz. Mit dem bereits bestehenden Hotel-Restaurant Berg & Berg in Kerns will er Synergien nutzen: «Marketing und Arbeiten im Hintergrund werden wir gemeinsam für die beiden Betriebe machen. So muss sich ein neuer Pächter weniger um kaufmännische Aufgaben kümmern.» An der grundsätzlichen Ausrichtung als «Landbeiz» und der Zusammenarbeit mit den Vereinen soll sich nichts ändern. «Die Vereine sind sehr wichtig für ein solches Restaurant. Mit dem Saal ist es ja gegeben, dass Vereine ihre Aufführungen dort machen. Und sie sollen sich weiterhin auch im Restaurant wohlfühlen.»
Eine bewegte Geschichte
Die Geschichte der Gaststätte reicht weit zurück: Bereits seit 1891 wird das Hellbühler Ortsbild vom markanten Gebäude geprägt. Lange Zeit blieb das Haus unverändert, bis 1986 die «Rössli-Schmiede» durch einen Erweiterungsbau ersetzt wurde. Im Jahr 2000 wurde schliesslich der von den Vereinen mitfinanzierte und lang ersehnte «Rössli-Saal» eröffnet. Auf dem Saal besteht ein Nutzungsvertrag zwischen den Gemeinden und Vereinen, die den Vereinen unter anderem die kostenlose Nutzung des Saals zusichert. Die Änderung des Eigentümers erfolgte vor drei Jahren. Nachdem eine Erbengemeinschaft die Rössli-Liegenschaft zum Verkauf ausschrieb, kaufte Mentor Gergoci mit seiner Firma «GG Real Estate» die Immobilie im März 2019. Der gebürtige Sarner führt auch die Firma DeluxeParkett in Rothenburg. Im April 2019 schloss das Gasthaus wegen umfassender Umbauarbeiten, der Vertrag mit der damaligen Pächterin wurde nicht weitergeführt. Ab Oktober 2020 übernahm Jean-Daniel Bingisser die Pacht und führte das Restaurant ab dann als «Rössli 6016». Nach einem Jahr beendete er sein Engagement Ende 2021 bereits wieder (wir berichteten).

OGH zeigt sich offen für Neues
Nach über 130 Jahren Rössli in Hellbühl soll nun der Name verschwinden. Marcel Schmid, Präsident der Ortsgemeinschaft Hellbühl (OGH), sieht dem Wechsel positiv entgegen: «Für das Dorf und die Vereine ist ein gut funktionierendes Restaurant mit Saal sehr wichtig. Als OGH sind wir froh, dass der Besitzer Mentor Gergoci den Betrieb modernisiert hat und ihn weiterführen will. Er hat sich in den vergangenen zwei Jahren enorm dafür engagiert und ich habe Vertrauen, dass er die richtigen Entscheide trifft. So sollen dem Restaurant und dem zukünftigen Pächter eine erfolgreiche Zukunft ermöglicht werden. » Den neuen Auftritt kommentiert er pragmatisch: «Es braucht manchmal den Mut, sich von Altem zu lösen und einen Neustart zu wagen. Nur weil etwas immer so war, heisst das nicht, dass es auch für die Zukunft die beste Lösung ist.» Dass mit dem Rössli eine lange Tradition und viele Erinnerungen verbunden sind, weiss auch Mentor Gergoci: «Viele werden wohl weiterhin vom Rössli und vom Rössli-Saal sprechen. Das macht auch nichts. Trotzdem wollen wir gegen aussen einen neuen Auftritt pflegen ». Ob das galoppierende Rössli über dem Eingang bleibt, ist noch offen: «Irgendwo im Gebäude wird es sicher einen Platz finden».