Viel Diskussionen um Hellbühls neues Schulhaus

Die Schule in Hellbühl braucht mehr Platz. Geht es nach den Mitwirkenden der Info-Veranstaltung von letzter Woche, soll dafür ein neues Schulhaus gebaut werden. Der vorgeschlagene Standort liegt nicht mehr an der Hauptstrasse, trotzdem ist der Verkehr ein grosses Thema.

Als Gebäude zwar sehr schön, für die aktuellen Bedürfnisse aber zu klein, unflexibel und sanierungsbedürftig – so der mehrheitliche Tenor zum Schulhaus in Hellbühl. Seit 1910 steht das geschichtsträchtige und markante Haus an der Hauptstrasse mitten im Dorf. Fragt man die Arbeitsgruppe und die Hellbühlerinnen und Hellbühler, sind die Tage als Schulhaus aber gezählt.

Intensive Diskussionen zum neuen Schulhaus in Hellbühl. Foto Stefan Schmid

Rund 70 Teilnehmende wollten sich am Info-Anlass «Workshop Schulraumplanung» von letzter Woche im Rösslisaal aus erster Hand informieren lassen. Seit einem Jahr befasst sich eine Arbeitsgruppe mit dem Platzangebot für die Schule in Hellbühl, unter der Leitung der Gemeinderätin und Liegenschaftsverantworlichen Tamara Wiederkehr. In der Arbeitsgruppe sind nebst dem Gemeinderat auch Vertreter der Schule, Musikschule, Vereine, Bildungskommission und Hauswartung. In deren Auftrag hat das Büro GKS Architekten nun eine Machbarkeitsstudie erstellt.

Zu wenig Platz für alle Bedürfnisse

Die Schule Hellbühl ist aktuell auf zwei Standorte verteilt. Gut sichtbar an der Hauptstrasse im schönen Gebäude ist die Primarschule untergebracht, ebenso Werkräume, integrative Schulformen und Tagesstrukturen. Rund 300 Meter östlich davon, weg vom Durchgangsverkehr, liegt der Standort Rotbach. Hier ist der Kindergarten beherbergt, zudem die Turnhalle mit Aussensportanlage und ein Probelokal für Vereine.

Schulleiter Martin Odermatt zeigte den Anwesenden die momentanen Raumbedürfnisse der Schule auf. Aktuell wird die Primarstufe Hellbühl mit vier Klassen geführt, im nächsten Schuljahr mit fünf Klassen. Da die meisten Klassen Mischklassen sind mit zwei Schuljahren, braucht es unter anderem für den Sprachunterricht zusätzliche Schulzimmer. Dafür sind die Räumlichkeiten laut Martin Odermatt aktuell sehr knapp. Eng sei der Platz auch für die Tagesstrukturen, also die Betreuungsangebote nebst den Schulstunden, ebenso für integrative Förderung, Bibliothek oder Werkraum. Das Schulhaus scheine zwar von aussen sehr grosszügig, das sei jedoch vorallem auch dem grossen Dachstock geschuldet, der von der Schule wegen Brandvorschriften nicht nutzbar sei. Künftige kantonale Entwicklungen wie «Schule für alle» – eine Form der schulischen Inklusion – liessen den Platzbedarf eher noch grösser werden, erwähnte Martin Odermatt.

Das Schulhaus Hellbühl wurde 1910 und liegt direkt an der stark befahrenen Hauptstrasse.

Musikschüler müssen nach Neuenkirch

Auch Musikschulleiter Christoph Bangerter gab deutlich zum Ausdruck, dass die Musikschule in Hellbühl viel zu wenig Platz habe. Nur 20 von 67 Musikschüler könnten wegen der fehlenden Räume in Hellbühl unterrichtet werden, der Rest müsse dafür nach Neuenkirch. Das führe immer wieder zu erbosten Elterntelefonen, sagte Christoph Bangerter. Die Zimmer im Dorf-Schulhaus seien mehrheitlich ungeeignet für Musikunterricht, da sie nicht schallisoliert seien und eine Trompete im ganzen Gebäude zu hören sei.

Als Vertreter der Vereine zeigte Toni Muff deren Platzbedarf auf. Vor allem den Musikvereinen wie Jodelklub, Männerchor oder Feldmusik fehle Platz für ihre Proben. Der Proberaum in der Schulanlage Rotbach sei oft zu klein und erfülle die vielfältigen Anforderungen nicht mehr. Zudem wünschten sich die Sportvereine eine Aufwertung der Sportanlage.

Machbarkeitsstudie mit drei Varianten

Die Bedürfnisse der verschiedenen Gruppen war Basis für Machbarkeitsstudie, die Cyrill Chrétien von GKS Architekten präsentierte. Das Resultat ist keine architektonische Planung, wie Chrétien betonte, sondern eine Grobplanung. Dabei wurden die verschiedenen Raumbedürfnisse geordnet und an den möglichen Standorten getestet. Die Studie hat drei mögliche Varianten untersucht.

Am Anfang prüfte die Arbeitsgruppe, die Schule auch in Zukunft am bestehenden Standort weiterzuführen. Aus mehreren Gründen erachten die Planer diese Lösung als nicht gangbar. Das Haus sei denkmalgeschützt, was Anpassungen sehr stark erschwere. Bei grösseren Sanierungen müssten neue Anforderungen wie hindernisfreies Bauen, energetische Vorgaben oder Erdbebensicherheit eingehalten werden. All das würde sehr grosse Investitionen erfordern. Auch der Betrieb von Provisorien oder ein Anbau sei aufgrund der schon engen Platzverhältnisse und der nahen Strasse nicht machbar und ein zeitgemässer Schulbetrieb nicht möglich. So sei der Pausenplatz heute schon sehr klein und würde durch weitere Bauten noch mehr verkleinert.

Als zweite Variante schlagen die Planer vor, die Räume im Schulhaus Dorf weiterhin zu nutzen, zusätzlich jedoch einen Anbau oder Neubau beim Standort Rotbach zu realisieren. Auch Provisorien für eine kurzfristige Nutzung wären dort möglich.

Die dritte Variante sieht vor, den gesamten Schulbetriebs an den Standort bei der Sportanlage Rotbach zu verlagern. Ein Anbau der Turnhalle oder ein freistehender Neubau soll dafür den nötigen Platz schaffen. Sowohl Gemeinderätin Tamara Wiederkehr und Schulleiter Martin Odermatt sprachen sich für die Idee eines einzigen Schulstandort aus, an dem alle schulischen und ausserschulischen Bedürfnisse abgedeckt werden können.

Einigkeit für Variante Rotbach

Die 70 Teilnehmenden, ein Grossteil davon aus Hellbühl, zeigten reges Interesse für die Vorschläge. Nach einer Diskussionsrunde an den einzelnen Tischen kamen viele Ideen und Fragen zusammen. Weitgehende Einigkeit bestand darin, dass eine Weiterführung am bisherigen Schulstandort nicht sinnvoll sei und zukünftig alle Schulräume an einem Standort stehen sollten. Erwähnt wurde die gefährliche Lage des Dorf-Schulhauses direkt an der Hauptstrasse und die Verkehrssituation. Bei der Schulanlage Rotbach sei viel mehr Platz und Sicherheit um die Schulgebäude vorhanden.

Die Schulanlage Rotbach in Hellbühl: auf diesem Areal soll der Schulhaus-Neubau realisiert werden. Foto zVg

Der frühere Gemeinderat Josef Stalder verwies auf ein Ausbau-Projekt, dass bereits 2008 geplant war und nicht realisiert wurde. Bei diesem neuen Anlauf müsse man die Chance unbedingt nutzen und weitsichtig den Schulstandort Hellbühl sichern. Als Rückmeldung erwähnt wurde auch die Attraktivität der Schule. Hellbühl müsse alles dafür tun, um für Lehrpersonen attraktiv zu bleiben und gute Arbeitsbedingungen zu bieten.

Den vielen Voten für einen Neubau folgten ebenso viele noch offene Fragen. So dauere es noch einige Jahre bis dahin, wie man denn die Raumprobleme in der Zwischenzeit löse, wollte eine Gruppe wissen. Auch die heute sehr enge Zufahrt zur Schulanlage Rotbach müsste angepasst werden oder eine andere Verkehrserschliessung gewählt werden. Statt einer Zufahrt zum Schulhaus solle geprüft werden, Parkplätze etwas weiter weg zu schaffen. Die schwierige Frage der Zufahrt – sowohl für eine mögliche Baustelle wie nachher für die Erschliessung des Standorts Rotbach – habe man in der Ausarbeitung der Varianten festgestellt, sagte Gemeinderätin Tamara Wiederkehr. Darum will die Gemeinde in einem nächsten Schritt nun ein Verkehrskonzept erstellen.

Offen ist auch, was mit dem historischen Bau des heutigen Schulhauses passieren würde, falls die Schule einmal auszieht. Vom Weiterbetrieb für schulergänzende Räume über Büros bis zu einem Verkauf gingen die Meinungen auseinander. Das Gebäude selber wird wohl aufgrund des Denkmalschutzes auch weiterhin das Hellbühler Dorfbild zieren.