Sportferien sind die Ausnahme

Während am Samstag in den meisten Gemeinden die Fasnachtsferien starten, haben
die Schüler in Ruswil und Buttisholz noch bis am Mittwoch Unterricht. Die beiden Gemeinden gehören zu den wenigen im Kanton Luzern mit separaten Sportferien. Aus Sicht der Schulen ist das nicht nur positiv. Grosswangen und Hellbühl haben die einzelne Ferienwoche darum wieder abgeschafft.

Für Fasnachtsbegeisterte ist es bald soweit: in einer Woche startet mit dem Schmutzigen Donnerstag die schönste Jahreszeit. Für viele Schulkinder und Lehrpersonen gehen am Samstag die Fasnachtsferien los. So zumindest heissen die freien Tage auf dem offiziellen Ferienplan. Anders läuft es in Ruswil und Buttisholz: hier schliessen die Schulen im Januar für eine Woche Sportferien, dafür verkürzt sich die schulfreie Zeit an der Fasnacht. Frei hat man nur gerade über die närrischen Tage, vom Schmutzigen Donnerstag bis Aschermittwoch.

Für Fasnacht gut – aus pädagogischer Sicht kritisch

Schon lange eine separate Sportferienwoche kennt die Schule Buttisholz. Jeweils früh im Januar, in Kalenderwoche 3, hoffen schneesportbegeisterte Eltern und Kinder in Buttisholz auf gute Pistenkonditionen. Auch das Skilager der Schule findet jeweils dann statt, in diesem Jahr fuhren 28 Kinder auf die Melchseefrutt. Die separate Ferienwoche ist laut Schulleiter Martin Koch in der Gemeinde verankert und werde geschätzt. Negative Rückmeldungen zur Regelung seien ihm keine bekannt, ein Wechsel des Systems kein Thema.

In Ruswil ist die Sportferienwoche meist in Kalenderwoche 4 und wird von vielen Familien geschätzt. So sagt Christof Burkart, Rektor der Schule Ruswil, auf Anfrage, er kenne seitens Elternschaft nur positive Reaktionen. Skiferien seien so immer für die gleiche Woche planbar, und es habe weniger Leute auf den Pisten. Auch das Skilager der Schule, das vorletzte Woche in den Flumserbergen stattfand, habe in dieser Zeit eine grössere Auswahl an Lagerhäusern. Burkart glaubt auch, dass die Fasnacht von den Sportferien profitiere. Denn wenn die Skiferien in einer separaten Woche stattfinden, seien viele Familien über die Fasnachtstage zu Hause und würden am Fasnachtsumzug am Schmutzigen Donnerstag teilnehmen.

Trotzdem hat der Rektor nicht nur Freude an der separaten Ferienwoche Ende Januar: «Aus pädagogischer Sicht finde ich diese Woche schlecht.» Die Zeugnisse müssten bis zum Semesterende am 1. Februar abgegeben werden, so blieben nach den Weihnachtsferien nur zwei Wochen Zeit für letzte Prüfungen. Da kumuliere sich vieles auf die Vorweihnachtszeit und die Woche vor den Sportferien. «Was wiederum oft Stress bei allen Beteiligten auslöst.» Und auch wenn gemäss Christof Burkart nicht alle Lehrpersonen mit der separaten Ferienwoche glücklich sind, ist eine Änderung im Moment an der Schule kein Thema.

In Hellbühl und Grosswangen abgeschafft

In der Gemeinde Neuenkirch – und damit auch an der Schule Hellühl – wurde die separate Woche auf dieses Jahr hin abgeschafft. Statt separaten Ferien in Kalenderwoche 9 wird Hellbühl künftig die kantonale Ferienregelung übernehmen. Ausschlaggebend waren laut Rektor Lucien Kraft Rückmeldungen aus der Bevölkerung und Lehrerschaft. Darauf habe die Bildungskommission der Gemeinde eine Umfrage lanciert. Sowohl Eltern wie auch das Lehrpersonal haben sich mehrheitlich für die kantonale Variante entschieden, so Kraft. Mit der neuen Regelung werden Familien, deren Kinder an die Kantonsschule gehen, nicht mehr mit unterschiedlichen Ferienzeiten konfrontiert. Auch Lehrpersonen, die in einer anderen Gemeinde wohnen, haben gemeinsam mit ihren Kindern Ferien. Nicht zuletzt beklagte sich die Musikschule über die oft nur kurze Unterrichtszeit zwischen den Fasnachts- und Sportferien. Schwieriger dürfte es dafür zukünftig für Ski-Urlauber und das Schneesportlager werden. Die langjährige Reservation einer Wohnung oder eines Lagerhauses funktioniert nicht mehr, da die Fasnachtsferien immer anders liegen.

Auch an der Schule Grosswangen führte die Sportferienwoche schon mehrfach zu Diskussionen. Von 2008 bis 2011 gab es im Kalender separate Sportferien. Nachdem der Kanton neue Vorgaben machte zur Ferienplangestaltung und zu Brückentagen, wurde die Woche in Grosswangen aufgehoben. Vor drei Jahren wurde das Thema auf Anregung von Eltern nochmals aufgenommen. In einer Befragung durch die Bildungskommission äusserte sich eine Mehrheit der Eltern für die zweiwöchigen Fasnachtsferien. Nach diesem Ergebnis und der grossen Befürwortung durch das Lehrpersonal entschied sich die Schule gegen die Wiedereinführung einer Sportferienwoche. Schulleiter Urs Camenzind begrüsst dies, wie er sagt: «Für den Schulbetrieb hat eine separate Woche mehr Nachteile als Vorteile.» Denn der Rhythmus zwischen Schule und Ferien sei sonst sehr unregelmässig. Von einer Einzelwoche Ferien würden nur wenige profitieren.

An der Schule Werthenstein war eine separate Ferienwoche in den letzten Jahren kein Thema, wie Schulleiter Amadé Koller sagt. Er glaube, dass es mit dem bestehenden zweiwöchigen Fasnachtsurlaub genügend Möglichkeiten gäbe, um dem Wintersport zu frönen.

Nur sechs Gemeinden im Kanton kennen Sportferien

Gemeinden mit separaten Sportferien bilden die Ausnahme im Kanton Luzern. Nebst Buttisholz und Ruswil sind dies noch Nottwil, Hergiswil, Meierskappel und Wikon. Der Kanton habe ursprünglich eine einheitliche Regelung angestrebt, sagt Martina Krieg, Leiterin Dienststelle Volksschulbildung. Dass es in einzelnen Gemeinden Ausnahmen gebe, sei jedoch nun seit rund 10 Jahren akzeptiert und es seien keine Bestrebungen im Gang, die Sportferien abzuschaffen. Wahlfreiheit besteht für die Schulen auch bei den Sommer- und Herbstferien. Standard sind sechs Wochen Sommer- und zwei Wochen Herbstferien. So handhaben es auch die Rottaler Gemeinden. Im Kanton Luzern weichen 15 Gemeinden davon ab: sie verkürzen die Ferien im Sommer um eine Woche und hängen diese dafür im Herbst an.

Im Januar hat es mehr Platz auf den Pisten

Ferien dann zu machen, wenn nicht alle anderen auch verreisen; im Winter dann Skifahren zu gehen, wenn die Pisten leer sind – das ist der Traum vieler Wintersportler. Wer am Wochenende oder in den offiziellen Ferienzeiten die Bretter anschnallt, ist in der Regel mit vielen anderen Gästen unterwegs. Das bedeutet Anstehen am Lift oder im vollen Restaurant. Ferienwohnungen kosten oft mehr, und seit viele Skigebiete dynamische Preise eingeführt haben, sind auch die Tickets dann teurer.

Doch hat es auf den Pisten im Januar, wenn einzelne Gemeinden Sportferien haben, wirklich mehr Platz für Carvingschwünge? 

Unsere Zeitung hat bei mehreren Skigebieten in der Schweiz nachgefragt. Punkto Auslastung besteht Einigkeit: Wer Skiferien im ersten Monat des Jahres macht, hat mehr Platz für sich.

In Sörenberg, dem grössten Luzerner Skigebiet sind die Januar-Wochen laut Tourismusdirektorin Carolina Rüegg viel weniger ausgelastet. Seit letztem Wochenende bis in der ersten Woche im März sei man bei den Ferienwohnungen nun jedoch komplett ausgebucht. Wer noch etwas sucht, kommt auf eine Warteliste. Nebst den Luzernern spürt man in Sörenberg vor allem, wenn die Kantone Aargau, Bern und Zug Ferien haben. Rüegg stört sich daran, dass Luzerner Gäste aufgrund der jährlich ändernden Fasnachtsferien nicht immer in der gleichen Woche eine Wohnung buchen können und so gegenüber anderen Kantonen im Nachteil sind. Sie hat beim Kanton deshalb schon angeregt, für alle Gemeinden eine Sportferienwoche einzuführen, bisher ohne Erfolg.

Auch die nationale Sicht zeigt, dass im Januar weniger Schneesportler unterwegs sind. So verzeichnet die Walliser Aletscharena nebst den Weihnachtstagen die höchste Auslastung in der Sportferien-Zeit im Februar und März. Da in der grossen Destination auch viele Gäste aus Deutschland und den Benelux-Staaten kommen, sind jedoch nur die Schulferien in der Schweiz relevant. Etwas kleiner ist das Skigebiet Brigels. Auch hier sind die Januar-Wochen tiefer ausgelastet als die restliche Wintersaison. Gleiches gilt für die Hotels und Ferienwohnungen in der Region. Die grosse Bündner Ferienregion Arosa Lenzerheide meldet viele Ticket-Buchungen für den Monat Februar. Vor- und nachher ist die Auslastung etwas geringer. Und im Berner Oberland schreibt Adelboden, dass es in den Wochen 6 bis 8 im Februar am meisten Personen auf der Piste habe. Da dort viele Gäste aus dem Raum Bern, Solothurn und Basel kommen, sind deren kantonale Ferienpläne massgebend für das Anstehen am Sessellift.

Nächstes Jahr gibts keine separaten Sportferien in Ruswil

Nicht zu vergessen: nebst Ferienzeiten spielen in Destinationen mit vielen Tagesgästen auch die Wetterprognose und die Schneesituation eine Rolle. Und seit viele Skigebiete dynamische Preise eingeführt haben, sind auch die Ticketkosten am Tag x ein Faktor.

Fasnacht oder Skifahren – in Ruswil und Buttisholz wird dieser Entscheid durch die separaten Ferien vorweggenommen. 2024 müssen sich auch die Ruswiler entscheiden: Da die Fasnacht früh startet, fallen die Sportferien für einmal mit den Fasnachtsferien zusammen.