Zu bunte Wahlen

Statt Herbstgrau gibt’s in diesen Tagen draussen für einmal viel Farbe – den Wahlen sei Dank. Hunderte Plakate zieren seit Wochen die Landschaft, im Kanton Luzern bewerben sich fast 400 Personen für die neun Nationalratssitze und die beiden Ständeratsvertretungen. Und setzen dabei auf lächelnde Gesichter und typische Farben. Denn Farben sind eine Art Code der Parteien, wie ein Blick in den politischen Farbkasten zeigt. Ganz rechts ist es dunkelgrün (SVP), daneben blau (FDP), in der Mitte leuchtet es orange (die Mitte) und hellgrün (GLP), die linken Parteien zeigen sich in rot (SP) und – nomen es omen – grün (Grüne). Recht übersichtlich – eigentlich. Denn bei den Wahlen werden die Farben immer mehr zu einem bunten Gemisch. Schuld daran sind die zahlreichen Unterlisten der Parteien und Verbände. 99 Kandidierende stellt die Mitte, 96 die FDP. Sie alle werden auf zig Unterlisten untergebracht. Kein Wunder, fühlen sich etliche Wählerinnen und Wähler davon überfordert und werden eher vom Wählen abgehalten. Sogar Mitte Präsident Ineichen sagte kürzlich: «Nur die Hauptliste ist ernst zu nehmen, alles andere ist Goodwill.» Dazu kommt ein zweiter Punkt: Listenverbindungen mit anderen Parteien. Damit sollen überzählige Stimmen aufgefangen werden, die sonst nicht für einen Sitz reichen. Aus Wählersicht mutet das speziell an. Denn wer seiner Lieblingsfarbe die Stimme geben will, mischt so immer auch einen Tupfer einer anderen Farbe dazu, ob er will oder nicht. Und wählt so vielleicht eine Partei oder einen Kopf, der ihm gar nicht genehm ist.

Und trotzdem: Vom Abstimmen abhalten sollte weder die breite Farbpalette noch die Listenverbindungen. Wer noch nicht hat: Jetzt ist höchste Zeit, um Farbe zu bekennen und die bevorzugte Couleur in den grauen Umschlag zu stecken. Und damit die Färbung des Parlaments für die nächsten vier Jahre mitzubestimmen.