Das besondere Datum

Der Februar ist der ungewöhnlichste der zwölf Monate. Er ist der kürzeste von ihnen, noch dazu wird er alle vier Jahre um einen Tag verlängert. Was hat es damit auf sich? Eine Erklärung und Antworten auf die Frage, wie beliebt der Tag für Geburten und Hochzeiten ist.

Sogar für den „Anzeiger vom Rottal“ ist dieses Datum ungewohnt. Erst viermal erschien der Anzeiger vom Rottal in seiner 119-jährigen Geschichte bisher am 29. Februar, letztmals 1996. Und ganz besonders ist es auch für Geburtstagskinder, sogenannte Schaltjährler, deren Termin nur alle vier Jahre auf dem Kalender zu sehen ist. Denn die Chance, genau an diesem Tag auf die Welt zu kommen, steht bei 1 zu 1461. Wer dies schafft, gehört somit zu einer speziellen Gruppe. In der Schweiz sind es laut Bundesamt für Statistik 5658 Personen, im Kanton Luzern gerade einmal 264 mit Geburtsdatum 29. Februar.

Ob das Datum für Geburten eher unbeliebt ist? Beim Luzerner Kantonsspital LUKS heisst es auf Anfrage, dass beim letzten Schaltjahrestag 2020 zwei Geburten gab. Der Tag sei kein besonderer und man würde bei der Planung von Kaiserschnitten nicht auf ein Datum Rücksicht nehmen, da diese Eingriffe immer nur aufgrund medizinischer Gründe durchgeführt würden. In diesem Jahr ist dies eh kein Thema. Gemäss LUKS werden an Donnerstagen jeweils keine geplanten Kaiserschnitte durchgeführt.

Kein Run aufs Standesamt

Auch auf dem Standesamt ist der 29. Februar ein «durchschnittlicher Tag», sagt Madlen Brunner, Leiterin Zivilstandsamt Luzern. Man habe zwar mit sechs Buchungen mehr als an einem normalen Tag, doch stehe immer am letzten Donnerstag im Monat noch ein zusätzliches Traulokal zur Verfügung, das nun auch Buchungen habe. Ausgebucht sei man nicht, es gebe keinen Run auf dieses spezielle Datum: «Schliesslich möchten die meisten den Hochzeitstag wohl möglichst oft feiern». So erhalte man viel eher Anfragen, wenn das Datum auf eine spezielle Schnapszahl falle.

Berechnung und die Ausnahmen

Doch warum gibt es ihn überhaupt, diesen kuriosen Tag? Die Antwort findet sich in der Astronomie. Denn unser Kalender ist ein Sonnenkalender. Grundlage ist ein Sonnenjahr, also die Zeitspanne, in der die Erde die Sonne genau einmal umrundet. Weil die Erde dafür nicht exakt 365 Tage braucht, sondern zusätzlich 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden, muss alle vier Jahre ein Schalttag eingeschoben und so die Differenz ausgeglichen werden. Fast zumindest. Denn eigentlich lautet die Regel: Immer, wenn die Jahreszahl durch vier teilbar ist, steht der 29. Februar im Kalender. Für Fussball- und Sportfans gibt es eine kleine Eselsbrücke, denn wenn Europameisterschaft und die Olympischen Sommerspiele stattfinden, ist das Jahr einen Tag länger. Natürlich gibt es auch bei dieser Regel Ausnahmen. Ist ein Jahr durch 100 teilbar, gibt es keinen 29. Februar. 1800 und 1900 sowie 2100 waren beziehungsweise werden keine Schaltjahre, 2000 hingegen schon. Denn ist das Jahr durch 400 teilbar, gibt es wieder einen 29. Februar. So werden die kleinen Differenzen im Kalender ausgeglichen. Und irgendwann braucht es dann auch dafür wieder eine Anpassung. Der Tag ist übrigens keine moderne Erfindung, es gab ihn schon in der Antike. Dass er Ende Februar stattfindet, haben wir den Römern zu verdanken, bei ihnen war der Februar der letzte Tag des Jahres.

Spannende Fakten zum Schaltjahr

Schaltsekunden
Neben Schaltjahren werden gelegentlich auch Schaltsekunden eingefügt, um die Weltzeit an die Rotationsgeschwindigkeit der Erde anzupassen. Letztmals geschah dies am 31. Dezember 2016. Ab 2035 soll die Schaltsekunde allerdings abgeschafft werden.

Gutes Timing
Eine Frau in den USA brachte ihre drei Kinder jeweils am 29. Februar zur Welt. Ihre Tochter wurde am 29. Februar 2012 geboren, ihre Söhne jeweils am 29. Februar 2008 und 2004. In den 1960er-Jahren hatte bereits eine Frau aus Norwegen drei Geburten in Schaltjahren geschafft.

Wenige Prominente
Nur wenige Promis haben dieses Datum als Geburtstag. Bekannt ist in Deutschland der ehemalige Fussballer Benedikt Höwedes, in der Schweiz der Schriftsteller Martin Suter.

Umgekehrter Antrag
In Grossbritannien gibt es die Tradition, dass in Schaltjahren die Frauen den Männern einen Heiratsantrag machten und nicht umgekehrt.

Petition
Im Jahr 2000 wandte sich ein in einem Schaltjahr geborener Kieler Bürger an die Vereinten Nationen. Die von ihm initiierte UN-Petition «zur dauerhaften Einführung des 29. Februar» blieb aber erfolglos.

Kaltjahr
Eine Bauernregel heisst «Schaltjahr gleich Kaltjahr.» Meteorologen können das allerdings nicht als allgemeingültig bestätigen, wie das aktuelle Jahr zeigt.