Ein Spitzenjahr für die Apfelernte

Trotz viel Regen im Frühjahr fällt die Apfelernte 2024 in der Region hervorragend aus. Bei Obstbauer Lukas Meyer dürfte der Ertrag rund 10 Prozent höher liegen als in anderen Jahren. Der Unternehmer setzt auf eigene Lagerung und Selbstvermarktung – auch weil die Ernte bei ihm später anfällt als in anderen Regionen des Kantons.

Mit der Sorte Braeburn wird die Apfelernte in den nächsten zwei Wochen abgeschlossen.

In zwei Wochen ist die Ernte geschafft auf dem Betrieb von Lukas Meyer. Nur noch die Äpfel der Sorte Braeburn hängen an den Bäumen in der grossen Obstanlage Oberroth in Grosswangen. «Es wird ein Spitzenjahr», freut sich der 31-jährige Unternehmer, der den Familienbetrieb zusammen mit seiner Frau vor zwei Jahren übernommen hat. Im Frühling hatte es noch ganz anders ausgesehen. Es regnete oft, längere Schönwetterperioden fehlten. «Selten war es länger als zwei Tage am Stück trocken», erinnert sich Meyer. Es sei deshalb sehr wichtig gewesen, für die einzelnen Pflegearbeiten wie das Auspflücken oder das Ausbringen von Pflanzenschutzmittel genau den richtigen Zeitpunkt zu erwischen – und das für jede einzelne Sorte.

Dass die Ernte dann doch üppig ausfiel, sei auf die warmen und trockenen Monate Juli und August zurückzuführen, erklärt Lukas Meyer: «Das hat die Ernte gerettet». Doch die Zeitfenster waren kurz und mussten genau eingehalten werden. Dazu werden jeweils Zuckergehalt, Festigkeit und Stärkeabbau der Äpfel gemessen. Stimmt alles und haben die Äpfel die richtige Grösse erreicht, kommen die Äpfel vom Baum in die Harassen.

Lukas Meyer prüft die Qualität der Äpfel in der 5 Hektare grossen Anlage.

Eine Hektare bringt rund 40 Tonnen Äpfel, auf den 5 Hektaren mit Apfelbäumen kommen so jährlich rund 200 Tonnen zusammen. Im sehr guten Erntejahr 2024 dürfte der Ertrag etwa 10 Prozent höher ausfallen, schätzt Lukas Meyer.

Hohe Temperaturen kamen im richtigen Moment

Die gute Erntebilanz für Äpfel und Birnen bestätigt auch Adrian Seeholzer, Obst-Verantwortlicher beim kantonalen Berufsbildungszentrum in Hohenrain. Es werde ein hervorragendes Ertragsjahr für die Luzerner Obsternte, auch wenn genaue Zahlen erst Ende Jahr vorliegen. Schon die vorherigen beiden Jahre seien gut gewesen, 2024 übertreffe diese jedoch nochmals.

Auch Adrian Seeholzer erwähnt die schwierigen Wetterbedingungen im Frühling, welche die Bäume anfälliger machte für Pilzkrankheiten wie Schorf oder Mehltau. Es brauchte viel Pflege und auch mehr Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Das viele Wasser habe aber auch ein gutes Wachstum der Pflanzen begünstigt. Frostschäden blieben in diesem Frühling im ganzen Kanton Luzern aus. Auch hätten Hagelgewitter nur sehr wenige und punktuelle Schäden verursacht. Mittlerweile sind laut Seeholzer sowieso praktisch alle professionellen Obstkulturen mit Schutznetzen abgedeckt.

Viel Sonnenschein im August und warme Temperaturen begünstigten qualitativ sehr gutes Obst mit hohen Zuckerwerten und einer guten Lagerfähigkeit. Gleiches gilt für die Zwetschgenernte, die ebenso reichhaltig ausfiel. Auch die Zwetschgenbäume hätten davon profitiert, dass genau im richtigen Moment hohe Temperaturen herrschten.

Viel Handarbeit bei der Ernte

Die Ernte von Tafelobst, also solches für den Verzehr und nicht für die Mosterei, ist «handintensiv». Auf dem Betrieb von Lukas Meyer arbeiten saisonale Gastarbeiter, einige schon seit vielen Jahren immer wieder, ebenso wie einige Pensionäre. Rund 10 Personen stehen bei Bedarf in der Anlage, begutachten die Äpfel und ernten die reifen Sorten. Um die Äpfel zu lagern, ist der wichtige Erntezeitpunkt zentral. Sorten wie Golden oder Gala können so bei den richtigen Bedingungen bis zum Beginn der nächsten Ernte im August aufbewahrt werden.

In grossen Plastikboxen werden die Äpfel bei Temperaturen von 1 bis 2 Grad gelagert.

Momentan sind die Lager beim Unternehmen Obstbau Meyer prall gefüllt. Lukas Meyer öffnet die Schiebetüre zu einem der grossen Kühlräume, wo sich dutzende mannshohe Kunststoffboxen stapeln und kühle Luft herausströmt. Die Äpfel werden schon kurze Zeit nach dem Pflücken in den Lagerraum gefahren und dort bei Temperaturen von 1 bis 2 Grad eingelagert. Zudem wird der Luft ein Grossteil des Sauerstoffs entzogen. Das verlangsamt den Reifeprozess der Äpfel auf ein Minimum. «Sie kommen in eine Art Schlaf», erklärt Meyer. Dank sehr kurzen Wegen zwischen Ernte und Lagerung erhalte man eine hohe Qualität.

Lukas Meyer zeigt, wie die Äpfel auf der Sortieranlage geprüft und in die Harassen gepackt werden.

Zwei Wochen später reif als im Seetal

Qualität und gut ausgereifte Früchte sind wichtige Faktoren für den Verkauf. Der Betrieb von Lukas Meyer ist ein «Selbstvermarkter», der das Obst einlagert und dann direkt an grosse Abnehmer wie Landi oder Dorfläden verkauft. Diese Form habe man gewählt, weil die Ernte in der Region Rottal auf dem rund 600 Meter über Meer gelegenen Hof später startet als in anderen Teilen des Kantons. In der Region Seetal sind die gleichen Sorten rund zwei Wochen früher reif, rund um Sursee etwa eine Woche früher. Die Erklärung liegt bei der Tageshöchsttemperatur, die in der Region Rottal später am Tag erreicht werde als in den anderen Obstbauregionen. Den Nachteil der späteren Ernte kompensiere man darum mit der eigenen Lagerung und der Selbstvermarktung, so Meyer. Für private Kunden steht ein kleiner Hofladen bereit, das mache jedoch nur einen sehr geringen Anteil des Verkaufs aus.

Pro Kopf-Konsum ist rückläufig

Trotz erfolgreichem Erntejahr 2024: der Pro-Kopf-Konsum von Kernobst geht seit Jahren leicht zurück, wie Adrian Seeholzer vom Berufsbildungszent­rum Hohenrain sagt. Es gebe immer mehr Konkurrenz von exotischen Früchten, was zwar weniger nachhaltig sei, doch anscheinend einem Bedürfnis entspreche. Leicht ansteigend ist dagegen der Konsum von Bio-Obst. Doch in wettertechnisch schwierigen Jahren wie 2024 hätten Bio-Betriebe mehr Ausfälle zu beklagen, da Pilzkrankheiten nicht mit chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln bekämpft werden konnten.

Die Allrounder-Sorte Gala

Auf seinem Betrieb in Grosswangen baut Lukas Meyer acht verschiedene Sorten an. Über die Hälfte des Anbaus entfällt auf die Sorte Gala. «Ein süsser, gut verträglicher Apfel mit wenig Säure, den sowohl Kinder wie auch Senioren gerne haben». Auch schweizweit sind Gala-Äpfel mit Abstand die Meistverkauften.

Acht verschiedene Sorten werden angebaut, mit Abstand am Beliebtesten sind Gala-Äpfel: «Ein süsser, gut verträglicher Apfel mit wenig Säure».

Als Selbstvermarkter müsse man den Markt sehr gut spüren und antizipieren, welche Sorten zukünftig gefragt seien, sagt Lukas Meyer. Dabei müsse man langfristig denken, denn Apfelbäume liefern rund 15 bis 18 Jahre lang Ertrag, die erste Ernte fällt nach vier Jahren an. So probiere man mal etwas aus, das vielleicht nicht ankomme. Angebaut wird auch eine alte Sorte wie Cox Orange. Keine grossen Mengen, jedoch gebe es Kunden, welche diese Sorte sehr schätzen würden, so Lukas Meyer.

Auf dem Speiseplan von ihm und seiner Familie stehen jeden Tag Äpfel, frisch, als Apfelringe oder in flüssiger Form als Most. In der Erntezeit gehört das Degustieren direkt ab Baum dazu, um die Genussreife der Früchte zu bestimmen. Äpfel seien ganz spezielle Früchte, schwärmt Lukas Meyer: «Sie können unverpackt geliefert werden, im Mehrweggebinde fällt kaum Plastik an und praktisch die ganze Frucht kann gegessen werden.»